Bevor ich euch mein Trainingskonzept näher vorstelle, möchte ich auf den Begriff „Natural Horsemanship“ eingehen.
Leider wird dieser Begriff oft fehlinterpretiert.
Der eigentliche Ursprung wird übergangen und ja, ich gehe sogar so weit zu sagen, dass es leider oft mit einem dominanten, ja teilweise sogar gewaltbereiten Verhalten dem Pferd gegenüber, in Verbindung gebracht wird.
Sehen wir uns also das große Ganze an, bevor wir über etwas urteilen und damit den schönen und positiven Seiten des „Horsemanship“ Unrecht tun.
Aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt heißt es „Natürliche Pferde-Menschen-Kunst“. Wobei ursprünglich damit sicherlich eher die Beziehung und/oder der Umgang gemeint waren.
Bei dem „Natürlich“ geht es darum, sich den natürlichen Verhaltensweisen, der Kommunikation zwischen den wildlebenden Pferden, und deren natürlichen Lebensraum bewusst zu werden.
Die „Kunst“, dieses Wissen einzusetzen, sowie die Bereitschaft den Pferden zuzuhören, in ihrer Sprache mit ihnen zu kommunizieren, sie immer wieder aufs Neue zu beobachten und den Umgang mit ihnen (sei es im Training oder in der Haltungsweise), zu hinterfragen und zu überdenken…
...sich gegenseitig zu respektieren…
…da fängt „Natural Horsemanship“ an.
Der Begriff Horsemanship ist übrigens zum ersten Mal zu Xenophons Lebzeiten (ca. 430 – 355 vor Christus) schriftlich dokumentiert wurden. Xenophon war mit seinen Werken „Hipparchikos“ und „Peri Hippikes“ der erste, der den gewaltfreien Umgang mit Pferden schriftlich niederlegte. Xenophon beruft sich in seinen Schriften auf Simon von Athen, der zur Zeit der Gründung Roms um 600 vor Christus lebte. Simon von Athen berücksichtigte Verhalten und Psyche des Pferdes, plädierte für eine gewaltfreie Erziehung und gab Anweisungen zur Haltung, Fütterung und Pflege. Zudem empfahl er eine reiterliche Ausbildung nach dem Belohnungsprinzip.
Wenn wir den Pferden zuzuhören, ihnen gerecht werden, mit ihnen in ihrer Stärke strahlen, uns selbst hinterfragen, öffnen und so manche Fassade fallen lassen sind wir auf einem guten Weg zum Horseman.
Darauf aufbauend, wird man sich der eigenen Ausstrahlung nach außen, sowie der eigenen Körpersprache bewusst, und kann dann im Training daran arbeiten.
Erst dann öffnet sich die Tür zur „Natürlichen Pferde-Menschen-Kunst“.
Ich denke das Rad kann nicht neu erfunden werden, aber es kann daran geschliffen werden, zum Wohle der Pferde.
„Horsemanship bedeutet zu lernen,
die Pferde lesen zu können
und ihnen zu antworten
in einer Sprache die sie verstehen.“
Jean Claude Dysli
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